Trialog Lernplattform für das interkulturelle Dolmetschen

Während des Gesprächs

Auf folgende Punkte ist bei einem Gespräch im Trialog insbesondere zu achten:

  • Die Fachperson ist für den Verlauf des Gesprächs verantwortlich. Sie bemüht sich darum, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren und die Leitung nicht abzugeben.
  • Die Fachperson spricht das Gegenüber direkt an und wendet sich auch körperlich primär diesem zu und nicht der/dem interkulturell Dolmetschenden. Die/der interkulturell Dolmetschende gibt alles Gesprochene in der ersten Person wieder.
  • Die Fachperson spricht in einfachen, gut verständlichen und kurzen Sätzen. Fachbegriffe und Abkürzungen sollte sie wenn möglich vermeiden.
  • Die Fachperson vergewissert sich regelmässig, dass sie und ihr Gegenüber sich gut verstanden haben.
  • Das Gesprächsgegenüber wird durch die Fachperson ermuntert, selber das Wort zu ergreifen oder Fragen zu stellen.
  • Eine interkulturelle Übersetzung braucht Zeit, es ist daher wichtig, dass die Fachperson geduldig bleibt.
  • Fachpersonen und interkulturell Dolmetschende nutzen die Gelegenheit, in den Pausen auf nonverbale Signale des Gegenübers zu achten.
  • Orientierung und Transparenz ist im Gesprächsverlauf jederzeit für alle Gesprächsteilnehmenden gegeben.

Unten stehend finden Sie thematische Filmsequenzen, welche die aufgeführten Punkte veranschaulichen:

Direkter Kontakt

Beschreibung

Die Fachperson sollte ihr Gegenüber immer direkt ansprechen und sich auch körperlich primär diesem zuwenden und nicht der/dem interkulturell Dolmetschenden. Sie stellt ihre Fragen direkt, bspw.: „Haben Sie zu diesem Vorgehen noch Fragen?“ anstelle von „Hat er zu diesem Vorgehen noch Fragen?“. Die/Der interkulturell Dolmetschende wird in der Regel sowohl die Frage als auch die Antwort des Gegenübers in der ersten Person wiedergeben: „Nein, ich habe keine Fragen mehr, ich bin damit einverstanden“ und nicht „Er sagt, dass er keine Fragen mehr hat und einverstanden ist“.

Einfache, gut verständliche Sprache

Beschreibung

Die Verständigung wird wesentlich erleichtert, wenn die Fachperson kurze Fragen stellt und kurze Aussagen macht. Auf  Fachbegriffe und Abkürzungen sollte die Fachperson wenn möglich verzichten.

Intervention durch interkulturell Dolmetschende

Beschreibung

Im Vorgespräch hat der Arzt den Wunsch geäussert, dass ihm die interkulturell Dolmetschende – falls angebracht – explizite Zusatzinformationen und weiterführende Hinweise gibt, insbesondere in Bezug darauf, wie der Patient die Diagnose aufnimmt. Auf dieser Basis entscheidet sich die interkulturell Dolmetschende, selber aktiv zu werden, und fragt den Patienten, ob ihm die Diagnose (Diabetes) Angst mache. Ihre Frage und die Antwort des Patienten übersetzt die interkulturell Dolmetschende im Anschluss daran dem Arzt. Danach übernimmt der Arzt wieder die Gesprächsführung. Eine solche Intervention muss in Absprache mit der Fachperson erfolgen und für alle Beteiligten transparent und nachvollziehbar gestaltet werden. Dann kann diese kurzzeitige Rollenerweiterung durch die interkulturell dolmetschende Person zu einem für den weiteren Verlauf der Zusammenarbeit überaus wertvollen Instrument werden.

Strukturierung

Beschreibung

Die/Der interkulturell Dolmetschende muss jeweils spätestens nach zwei bis drei Sätzen die Gelegenheit erhalten, die gemachten Äusserungen zu übersetzen. Die Fachperson muss offen dafür sein, dass die dolmetschende Person sie allenfalls darauf hinweist, wenn zu lange oder zu komplizierte Sätze gemacht oder zu viele Informationen in einzelne Abschnitte verpackt werden. Es ist klar, dass diese Art der Gesprächsführung Zeit benötigt. Es lohnt sich deshalb, für ein Gespräch im Trialog von vornherein mehr Zeit einzuplanen, als für einen Dialog mit gleichem Inhalt normalerweise benötigt wird.

Gesprächsleitung

Beschreibung

Die Fachperson ist für den Verlauf des Gesprächs verantwortlich. Sie muss sicherstellen, dass sie diese Rolle von Beginn weg einnimmt und jederzeit uneingeschränkt wahrnehmen kann. Die Gefahr besteht, dass sich das Gespräch verlagert und im weiteren Verlauf nur noch zwischen dem Gesprächsgegenüber und der/dem interkulturell Dolmetschenden oder aber nur noch zwischen der/dem interkulturell Dolmetschenden und der Fachperson stattfindet. Die Fachperson muss sich daher bemühen, das Ziel des Gesprächs nicht aus den Augen zu verlieren und die Leitung nicht abzugeben.

Gegenüber zur aktiven Teilnahme ermuntern

Beschreibung

Die Fachperson kann wesentlich zu einer entspannten Atmosphäre beitragen, wenn sie die Beteiligten ermuntert, das Wort zu ergreifen oder Fragen zu stellen. Viele Migrantinnen und Migranten sind sich nicht gewohnt, auf Augenhöhe mit einer Fachperson zu sprechen, und wagen sich unter Umständen kaum, Fragen zu stellen. Es ist wichtig, deutlich zu machen, dass Fragen willkommen sind und gerne zusätzliche Erklärungen abgegeben werden.

Gegenseitiges Verständnis sichern

Beschreibung

Es ist wichtig, dass sich die Fachperson während des Gesprächs regelmässig vergewissert, dass sie und ihr Gegenüber sich gut verstanden haben. Fachpersonen sollten sich nicht scheuen, die Antworten ihres Gegenübers zur besseren Klärung wieder aufzunehmen (z.B. „Wenn ich Sie recht verstanden habe, …“) oder bereits Gesagtes noch einmal neu formulieren zu lassen.

Orientierung und Transparenz

Beschreibung

Es ist von grosser Bedeutung, dass jederzeit für alle klar ist, was gerade gesprochen wird. Die/Der interkulturell Dolmetschende ist angehalten, alles zu übersetzen, auch allfällige Rückfragen, Absprachen und Zwischengespräche. Bleiben einzelne Gesprächssequenzen unübersetzt, kann dadurch das Vertrauen massgeblich beeinträchtigt werden.